Die schönste Biene

Letzten Freitag wurde in feierlicher Gala zum sechsten Mal die Biene gefeiert, der Oskar für barrierefreie Websites. Insgesamt 17 Websites aus verschiedenen Kategorien wurden ausgezeichnet, aber der erste Preis, die goldene Biene, wurde nur einmal vergeben. Die goldene Biene ging an den Webshop von Manufactum, das Warenhaus mit dem Slogan “Es gibt sie noch, die guten Dinge”. Ich habe mich gefreut, weil Manufactum zu meinen Lieblingsläden gehört, weil ich immer schon die intelligenten Produktbeschreibungen bewundert habe, und weil sie vor einiger Zeit eine Stelle für nachhaltige Programmierung ausgeschrieben hatten, für die ich mich unter anderen Umständen selber hätte bewerben mögen. Qualitätsanspruch auf der ganzen Linie, der jetzt mit der höchsten Auszeichnung für barrierefreies Webdesign prämiiert worden ist.

Bei genauerem Hinsehen findet der Fachmann jedoch einiges, was nicht in Ordnung ist. Die Skiplinks funktionieren nicht, die Überschriftenstruktur ist fragwürdig. Als Screenreader-Nutzer wundert man sich, dass dafür Gold vergeben wird, twitterte Marco Zehe. Und ein Webdesigner beklagte sich, dass er bei Manufactum keine guten Ideen findet, von denen er etwas lernen könnte. Ja, das war früher anders, da konnte man eine Biene gewinnen mit einer Musterseite für barrierefreies Webdesign. Heute muss das Gesamtkonzept stimmen, bis hin zum guten Inhalt.

Die Politik der Biene geht also mehr auf Breitenwirkung als auf den Applaus der Fachwelt. Ich finde das nicht schlimm. Wer eine interessante und gut gemachte Website hat, kann sie ohne Skrupel bei der Biene anmelden. Jedoch würde ich mir wünschen, dass die Kriterien offener kommuniziert werden. Wie soll ich meinen Kunden sonst erklären, was barrierefreies Webdesign ist?

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