Richtlinien und Standards

Fast genau heute vor einem Jahr wurde WCAG 2.0, Web Content Accessibility Guidelines 2.0, als gültige Empfehlung des W3C World Wide Web Consortiums erlassen. Seitdem gibt es frischen Wind in der Barrierefrei-Szene. Für statische Websites in HTML und CSS hat sich wenig geändert, außer dass die bisherigen “best practices” jetzt in den Techniques der gültigen Richtlinie nachzulesen sind. Kreative Neuentwicklungen gibt es bei den dynamischen Webanwendungen und Multimediaproduktionen, die nach der neuen Richtlinie ebenfalls barrierefrei gestaltet werden müssen. WAI-ARIA, der neue Standard für barrierefreie Webanwendungen, ist zwar noch nicht verabschiedet. Dennoch haben die letzten Versionen der Browser und auch der Screenreader immer mehr Elemente von WAI-ARIA implementiert, die jetzt von den Webdesignern ausprobiert werden.

Neue Aufmerksamkeit auf Barrierefreiheit gibt es auch mit Bezug auf klassische Software, also Anwendungen, die nicht im Web sondern lokal installiert sind. Bisher konnte man ja nur bei Microsoft Windows und Microsoft Office von eingebauter Barrierefreiheit sprechen - nicht zuletzt wegen der Schnittstelle MSAA, die Hilfsmittelhersteller nutzen, um ihre Screenreader und Großbildsysteme auf Microsoft-Produkte einzustellen. In diesem Jahr hat ISO 9241, der Standard für ergonomische Computersysteme, einen neuen Abschnitt 171 für barrierefreie Software hinzubekommen. Seitdem gibt es auch eine Mac Accessibility Group, und sogar einzelne Hersteller von Anwendungssoftware fragen nach, wie man ihr Produkt barrierefrei machen kann. Auf EU-Ebene gibt es eine Initiative “Mandate 376″, die die Beschaffung barrierefreier Informationstechnik im öffentlichen Dienst regeln will. Demnächst gibt es hierzu die erste öffentliche Informationsveranstaltung.

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