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bit.infobrief Nr. 8 vom 10.01.2005

Liebe Kollegen,

zu Beginn des Neuen Jahres sieht es so aus, als sei für das Barrierefreie Internet die schwere Pionierarbeit vorbei, und endlich die Zeit der Siedler gekommen.


1. Wir haben fertig

Die technische Zugänglichkeit des Internet sei nun geschafft, sagte Kollege Stephan Rothe neulich in der Experten-Mailingliste W3C-WAI-DE. Man könne sich jetzt verstärkt den immer noch Benachteiligten zuwenden, den Gehörlosen und den Lernbehinderten, die zur Nutzung des Internet nicht nur auf standardgerechte Programmierung, sondern auch auf Übersetzungsleistungen angewiesen sind. Mit dem zweiten Teil seiner Aussage hat er sicher Recht. Bei der technischen Zugänglichkeit möchte ich das "geschafft" nur für die Arbeit der Pioniere gelten lassen.

Dass standardgerechte Programmierung auch wunderschöne Gestaltungen erlaubt, zeigen sehr eindrucksvoll die Nominierungen zum BIENE-Award am 3. Dezember 2004 in Berlin. Bei der Preisverleihung gab es sogar zwei goldene Bienen, während im ersten Durchgang 2003 noch die meisten Preisplätze unbesetzt geblieben waren. Der größte Name unter den Preisträgern ist diesmal die Postbank. Einige Agenturen konnten gleich mehrere Bienen mitnehmen, Gratulation. Obwohl dieser Umstand auch wieder nachdenklich stimmt, denn allzu reichhaltig kann die Auswahl für die Juroren nicht gewesen sein.

Zu den BIENE-Preisträgern gehört auch Pixelpark, eine der großen und alteingesessenen Internetagenturen. Es sind also nicht mehr nur die selbst Betroffenen und die Afficionados, die das schwierige Regelwerk der BITV lernen können.

Der WAI-DE-Leser bemerkt dennoch, dass wir noch nicht ganz fertig sind. Nachdem es eine Weile so aussah, als würde dort nur noch politisiert, tauscht man jetzt wieder Programmiertipps aus. Der Flaschenhals sind immer noch die Orientierungshilfen für Blinde, die nicht nach der reinen Lehre programmiert werden können, weil die Hilfstechniken sich nicht danach richten. Die Erfahrungen mit den diversen Screenreadern werden dankenswerter Weise von Eva Papst auf ihrer österreichischen WAI-Website zusammengetragen.

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2. Barrierefreiheit einfordern

Wenn Ende 2005 die von der BITV verpflichteten Bundesbehörden und bundesunmittelbaren Körperschaften nicht fertig sind mit der barrierefreien Umgestaltung ihrer Websites, werden die Verbände vor Gericht gehen. Dies kündigte der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung Karl Hermann Haack in seinem Grußwort beim BIENE-Festakt an.

Klagen dürfen die Verbände nach dem BGG (Behindertengleichstellungsgesetz), wenn die verpflichteten öffentlichen Einrichtungen gegen das Gebot der Barrierefreiheit verstoßen. Bei privatwirtschaftlichen Einrichtungen gilt das neuartige Rechtsinstrument der Zielvereinbarung, das den dazu autorisierten Verbänden das Recht gibt, die Aufnahme von Verhandlungen einzufordern. Bisher ist noch nicht viel in dieser Richtung passiert. Das Zielvereinbarungsregister beim BMGS (Bundesministerium für Gesundheit und Soziales) verzeichnet heute 22 autorisierte Verbände und 4 Verhandlungsfälle, keiner davon mit Bezug zur Informationstechnik.

Das AbI-Projekt will jetzt Entwicklungshilfe leisten. Eine Musterzielvereinbarung ist in Arbeit und soll Ende Januar veröffentlicht werden. Ein Kandidat für eine pilotartige Verhandlung wird gesucht. Na endlich!

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3. Strategische Allianz in Kiel

Schleswig-Holstein hat ein Behindertengleichstellungsgesetz auf Landesebene seit dem 16.12.2002, will aber keine Durchführungsverordnung analog zur BITV erlassen. Es geht viel besser ohne, sagte die Gesundheitsministerin in ihrem Grußwort zur Fachtagung "Barrieren am Bildschirm" am 28. Oktober 2004 in Kiel. Ausführlich stellte sie die Kooperation der Landesregierung mit der Fachhochschule Kiel und dem Behindertenbeauftragten dar. Neben einem barrierefreien Behördenportal soll ein umfassender Leitfaden für die Barrierefreiheit in der Informationstechnik, und darüber hinaus für alle Aspekte der Benutzerfreundlichkeit, entstehen.

Der Behindertenbeauftragte antwortete diplomatisch, forderte ganz allgemein die verpflichtende Umsetzung der BITV auf Landesebene und lobte die E-Government-Aktivitäten der Landesregierung.

Ein Gutes hat das Kieler Stillhalteabkommen: Die Landesregierung gibt Geld für den Aufbau eines Kompetenzzentrums für Barrierefreie Informationstechnik an der Fachhochschule Kiel, für das die Fachtagung ein Auftakt war. Hier wird erforscht, wie gut Multimedia-Produkte für Behinderte brauchbar sind.

Dass die Nordlichter es anders machen, war schon im Januar 2004 zu erkennen, als die Internet-Agentur enteraktiv GmbH mit dem Behindertenbeauftragten und einem Vertreter der Fachhochschule im Beirat gegründet wurde. Inzwischen hat enteraktiv einen Rahmenvertrag mit den Kommunen des Landes. Nicht schlecht, eigentlich.

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4. Imergo geht an RedDot

Diese Nachricht schockte im November die Gemeinde der Barrierefrei-Experten, die Imergo im Geiste schon als Bestandteil des frei verfügbaren AbI-Testverfahrens gesehen hatten.

Imergo ist das vom Fraunhofer-Institut unter Einsatz öffentlicher Fördermittel entwickelte Analyse-Tool, das Programmierfehler, Rechtschreibfehler, tote Links und Verstöße gegen BITV-Regeln entdecken kann, und dabei komplette Internetauftritte automatisch durchsucht. Kaum war das Produkt fertig, hat der Software-Hersteller RedDot aus Oldenburg die ausschließlichen Verwertungsrechte erworben. RedDot baut das Tool in die Entwicklungsumgebung seines CMS (Content-Management-System) ein, um damit die Programmierung barrierefreier Internetauftritte zu unterstützen. Als Stand-Alone-Version zur nachträglichen Qualitätskontrolle ist das Tool unter dem Namen Web Compliance Manager verfügbar. Preise sind Verhandlungssache, man hört auf Nachfrage Werte um 10.000 Euro.

Nun kann man damit rechnen, dass bald der Test von Internetauftritten unter Einsatz des Web Compliance Managers als Dienstleistung angeboten wird. Das amerikanische Konkurrenzprodukt LIFT hat sich in Deutschland nicht behaupten können.

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5. Nachrichten und Ankündigungen

  • "Barrierefreies Webdesign", das neue Praxishandbuch zur BITV von Jan Hellbusch et al., war nach seinem Erscheinen im Oktober 2004 sofort vergriffen. Wer es nicht vorbestellt hatte, ging leer aus. Jetzt ist die zweite Auflage verfügbar. Kaufen bitte bei Amazon, damit die Autoren eine Umsatzbeteiligung erhalten.
    http://makeashorterlink.com/?U42C56D2A (amazon.de)
  • "Mehr Wert für alle", das Symposium für ein Internet ohne Barrieren, findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt, und zwar am 8. bis 10. Mai 2005 in Bitburg/Eifel. Diesmal schließt sich die europäische EQUAL-Initiative für Bildung mit ihrer Abschlusskonferenz an. Ein vorläufiges Programm wurde soeben verschickt(im Internet im Moment nur auf englisch verfügbar).
    http://www.mehr-wert-fuer-alle.de/2005.htm
  • "Wege der Kommunikation - Menschen mit Behinderungen im Museum" ist das Thema einer Fachtagung von Museumspädagogen am 20./21. Januar 2005 in Köln. Träger ist der Landesverband NRW für Körper- und Mehrfachbehinderte e.V.).
    http://www.lv-nrw-km.de/museum2005.pdf

Soviel für heute.

Mögen alle Ihre guten Vorsätze für 2005 in Erfüllung gehen.

Brigitte Bornemann-Jeske

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