bit.infobrief Nr. 4 vom 12.01.2004
Liebe Kollegen,
zum Jahreswechsel blicken wir zurück und voraus, und finden uns in bewegten Zeiten wieder.
- 1. Preisverleihung
- 2. E-Government-Handbuch
- 3. Arbeitsagentur
- 4. Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte
- 5. Veranstaltungsankündigung
1. Preisverleihung
Eines der meistbeachteten Events zum Abschluß des Europäischen Jahrs der Behinderten war die Preisverleihung zum BIENE-Award am 3. Dezember 2003 in Berlin. Die Aktion Mensch und die Stiftung Digitale Chancen zeichneten die besten barrierefreien Websites aus, die in einem eingehenden Testverfahren ermittelt worden waren.
Die goldene Biene wurde nur einmal vergeben, an die Polizei Nordrhein-Westfalen als Gewinner der Kategorie E-Government. Von den 173 Bewerbern passierten 63 die Vorauswahl, 16 einen eingehenden Test auf Barrierefreiheit. Die Jury kürte 8 Preisträger, die durch gute Inhalte und gelungenes Webdesign überzeugen konnten. Dabei erhielten die meisten Wettbewerbskategorien nur silberne und bronzene Auszeichnungen, die Kategorie E-Commerce blieb ohne Preisträger. Sonderpreise gingen an Angebote für spezielle Behindertengruppen.
Alle Teilnehmer erhielten als Feedback den Testbericht sowie Tipps für die Beseitigung der auf auf ihrer Website vorgefundenen Barrieren. Nicht jeder zeigte sich mit den Entscheidungen der Preiskommission einverstanden - in den Mailinglisten klingt die Diskussion der BIENE-Kriterien heute noch nach. So profitieren alle Seiten von dem Preisausschreiben, die Teilnehmer ebenso wie die Entwickler des Testverfahrens bei der Universität Bremen. In diesem Jahr soll der BIENE-Award wiederholt werden.
- Die Preisverleihung zum BIENE-Award
http://www.biene-award.de/ - Die Ermittlung der Gewinner
http://www.biene-award.de/award/preistraeger/ - Der Gewinner: Polizei Nordrhein-Westfalen
http://www.polizei.nrw.de/im/ - Sonderpreis: Diplomarbeit zu Zielvereinbarungen nach dem Behindertengleichstellungsgesetz, mit Videos in Gebärdensprache
http://zielvereinbarung.stero.de/
2. E-Government-Handbuch
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechik (BSI) gibt ein E-Government-Handbuch heraus, das jetzt um einen Abschnitt zur Barrierefreiheit ergänzt wurde. Die Verfasser sind Mitbegründer des Aktionsbündnisses für barrierefreie Informationstechnik (AbI).
Der Leitfaden erläutert die Anforderungen der deutschen Verordnung zur Barrierefreien Informationstechnik (BITV). Dabei sind die Regeln bereits nach den vier Gestaltungsprinzipien "Wahrnehmbarkeit", "Bedienbarkeit", "Verständlichkeit" und "Technologische Robustheit" gegliedert, wie es den internationalen Richtlinien Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) in der noch nicht verabschiedeten Version 2.0 entspricht.
Die detaillierten Anleitungen für Programmierer und Grafiker sind auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse, und gut lesbar. Sehr empfehlenswert!
- Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (Hrsg): "Barrierefreies E-Government. Leitfaden für Entscheidungsträger, Grafiker und Programmierer", Download im PDF-Format:
http://www.bsi.bund.de/fachthem/egov/download/4_Barriere.pdf - E-Government-Handbuch des BSI, Online-Version
http://www.bsi.bund.de/fachthem/egov/6.htm
3. Arbeitsagentur
Die saure Zitrone des vergangenen Quartals gebührt der Bundesanstalt für Arbeit für ihre neue Internetpräsenz. arbeitsagentur.de, das neue Internetportal zur Stellenvermittlung, will barrierefrei sein, erfüllt aber viele der feineren Anforderungen nicht, die das System erst für Behinderte verständlich und einfach bedienbar machen würden.
So erklärt die Avatarin Bea das System in Wort und Bild, aber leider nicht mit Untertiteln für Gehörlose. So fehlen Sprungmarken, mit denen Blinde sich auf den Seiten leichter zurechtfinden könnten. Die Online-Formulare zur Registrierung sind für Nutzer von Textbrowsern nur schwer zu durchschauen.
Diese Mängel könnte man verzeihen, und auf Nachbesserung warten, wenn zu erkennen wäre, dass die Verantwortlichen sich ihrer Grenzen bewußt sind. Hieran muss man aber zweifeln. Denn die Bundesanstalt für Arbeit erklärte den Projektantrag einer Blindenstiftung für überflüssig, die Blinde in der Nutzung von arbeitsagentur.de schulen will. Jobline-Reha, die Jobbörse für Blinde und Sehbehinderte, wurde mit Hinweis auf das angeblich barrierefreie Angebot der Bundesanstalt für Arbeit zum 31.12.2003 geschlossen.
- Internetportal der Bundesanstalt für Arbeit
http://www.arbeitsagentur.de - Jobbörse für Blinde und Sehbehinderte der Stiftung Blindenanstalt Frankfurt
http://www.jobline-reha.de
4. Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte
INCOBS, der Informationspool Computerhilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte, kann seine Arbeit fortsetzen. Das Projekt sammelt Expertenwissen über die verschiedenen elektronischen Hilfen und führt Praxistests durch.
Das Internetportal enthält jetzt auch aktuelle Meldungen vom Hilfsmittelmarkt, sowie ein Verzeichnis der kommenden Ausstellungen und Messen.
Wer es noch nicht probiert hat: Sehr eindrucksvoll ist es, sich die eigene Website von einer Sprachausgabe vorlesen zu lassen. Der Besuch einer Ausstellung bietet hierfür eine günstige Gelegenheit.
- Das INCOBS-Projekt der DIAS GmbH Hamburg
http://www.incobs.de/ - INCOBS-Verzeichnis der Ausstellungstermine
http://www.incobs.de/hilfsmittelinfos/austellungen/
5. Veranstaltungsankündigung
Im März 2004 veranstalten der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband und INCOBS eine Tagung rund um die Themen elektronische Hilfen, Blindenarbeitsplätze und elektronische Medien. Angesprochen sind Rehaberater, Hilfsmittelanbieter, Schwerbehindertenvertrauensleute und alle anderen Interessierten. Sehr empfehlenswert auch für Produzenten barrierefreier Websites.
- Veranstaltung:
- Neue Hilfsmittel und barrierefreie Informationstechnik
- Datum:
- 04.03.04 - 05.03.04
- Ort:
- nahe Fulda
- Veranstalter:
- DIAS GmbH
- Kosten:
- keine Tagungsgebühr, Hotelkosten
- Internet:
- http://www.incobs.de
Soviel für heute.
Herzliche Grüße, und gutes Gelingen für alle Ihre guten Vorsätze.
Brigitte Bornemann-Jeske