Grafik 'BITE Homepage'  BITE Homepage  Grafik 'BITE-Zwischenbericht 1997'  BITE-Zwischenbericht 1997   Grafik 'Inhalt'  Kommentare     Grafik 'Stichwortverzeichnis'  Stichwortverzeichnis

Heinz Pinell: Anschreiben vom 27.02.1997

(Abschrift)

Anschreiben des Heinz Pinell, Aldenhoven
an BIT GmbH, Hamburg

27.2.1997

Sehr geehrte Frau Bornemann-Jeske,

aus Ihrem Schreiben vom 13.2.97 geht unmißverständlich hervor, daß Sie nicht bereit sind, den Bedenken der Unterzeichner der Stellungnahme vom 3.2.97 Rechnung zu tragen. Ich erkläre daher im Namen dieser Anwender, daß wir für eine Mitarbeit im Projekt BITE nicht mehr zur Verfügung stehen, da unter diesen Umständen das Anwendergremium seine vorgesehene Aufgabe nicht erfüllen kann, nämlich sicherzustellen, "daß die Interessen und das Erfahrungswissen der Nutzer in den auszuarbeitenden Testverfahren berücksichtigt werden."
Ich erinnere nochmals daran, daß wir uns dagegen verwahren, daß bei mündlichen oder schriftlichen Berichten über dieses Projekt die Mitarbeit von Betroffenen erwähnt wird, sofern nicht gleichzeitig darauf hingewiesen wird, daß wir unsere Mitarbeit vorzeitig beendet haben und daß die Anforderungskriterien "Windows für Blinde" und "Braille-Zeile" vom Anwendergremium nicht gebilligt wurden.
Sie haben in Ihrem o.g. Schreiben angeboten, die Testaufgaben und Kriterienkataloge im weiteren Verlauf des Projekts zu überarbeiten. Dies erfüllt jedoch nicht unsere Forderung nach Nichtberücksichtigung der entgegen vorherigen Vereinbarungen und ohne Einbeziehung unserer Anregungen bereits durchgeführten Tests und Wiederholung der Tests unter Anwendung der mit uns abgestimmten und auf Plausibilität geprüften Anforderungen. Es ist zudem völlig unverständlich, daß die für eine Produktgruppe vorgesehenen Tests ohne jede Absprache plötzlich nach unterschiedlichen Kriterien aufgebaut werden sollen, obwohl doch nach Ihren eigenen Angaben die von den Anwendern aufgestellten Anforderungsprofile "die Grundlage der Testverfahren" sein sollten. Es hat aus unserer Sicht keinen Sinn, an Testaufgaben und Anforderungskriterien festhalten zu wollen, deren Überarbeitungsnotwendigkeit Sie gleichzeitig zugestehen. Hinzu kommt, daß Sie bereits in den vergangenen Monaten erkennen ließen, daß Sie sich an Vereinbarungen mit dem Anwendergremium kaum gebunden fühlten. Ihre Absicht, Testaufgaben und Kriterien im weiteren Projektverlauf anzupassen, ist aus unserer Sicht daher ein Wechsel auf die Zukunft, der durch die im bisherigen Projektverlauf gemachten Erfahrungen in keiner Weise gedeckt ist.
Sehr befremdet hat uns auch, daß Sie anstelle eines Entgegenkommens in der Sache jetzt die Fortsetzung der Mitarbeit auf Werkvertragsbasis anbieten. Einerseits gesteht die Projektleitung hiermit ein, daß sie offenbar nicht über die notwendige Sachkenntnis verfügt, um das Projekt alleine durchzuführen. Andererseits würde aber durch eine derartige Vereinbarung die Neutralität des Anwendergremiums gefährdet. Wir lehnen derartige Angebote daher auch aus grundsätzlichen Erwägungen ausdrücklich ab und fordern Sie auf, gegenüber im Projekt verbleibenden Anwendern auf derartige Angebote zu verzichten, auf jeden Fall aber dafür Sorge zu tragen, daß nicht auf dieser Basis tätige Projektmitarbeiter gleichzeitig im Anwendergremium bzw. Projektbeirat als "unabhängige" Vertreter der Betroffenen teilnehmen. Nicht zuletzt die nunmehr offen zu Tage getretenen Meinungsunterschiede über Ziele und Durchführung des Projekts sollten deutlich machen, daß eine klare und für jeden transparente Abgrenzung der Funktionen der Projektteilnehmer unabdingbar ist.
Unser Ausscheiden aus dem Anwendergremium geschieht nicht leichtfertig, sondern im wohlverstandenen Interesse aller Betroffenen. Wir befürchten, daß ein derartiges Projekt, das sowohl in seiner Zielsetzung als auch Durchführung so schwerwiegende Mängel erkennen läßt, den Betroffenen nicht nur nicht nutzt, sondern - aufgrund der Fragwürdigkeit seiner Ergebnisse - sogar schadet. Durch unser Ausscheiden wollen wir deutlich machen, daß wir hierfür keinerlei Verantwortung übernehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Im Namen von

Gerd Heimann
Richard Heuer gen. Hallmann
Ulrich Kalina
Werner Krauße
Dr. Rüdiger Leidner
Rolf Zacharias

(gez.)
Heinz Pinell
1

1 * Dieser Kommentar nimmt Bezug auf die vorläufige Fassung des Zwischenberichts vom 05.03.1998, die an die Anbieter der geprüften Produkte sowie an ausgewählte Praxisexperten zur Abstimmung versandt wurde. Die in diesem Anschreiben unter Nr. 2. aufgeführten Bemerkungen wurden bei der Überarbeitung des Zwischenberichts berücksichtigt.

Grafik 'Zurück'  Stellungnahme von Mitgliedern der Anwendergremien "Windowsanpassungen" bzw. "Braillezeilen"
Grafik 'Weiter'  Rüdiger Leidner: Anschreiben vom 24.03.1998 

Erstellt: 10.08.1998 13:31   Aktualisiert: 14.12.1998 21:48
Autor: Brigitte Bornemann-Jeske et al.
Copyright © 1998 BIT GmbH - Mailto: 0402987340@t-online.de
Modellversuch im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung